Ein Fremder steht vor ihrem Bett. Eingehüllt in einem Mantel und tief ins Gesicht gezogenen Mütze ist er nicht zu erkennen. Leise knurrt er und kommt näher. "Dein Meister ist tot... du wirst ihm folgen." flüstert er, dann wacht sie auf.
Eines der Dinge an die sie sich in ihrem Unleben hatte gewöhnen müssen war, dass man nach Albträumen nicht mehr schweißgebadet, mit rasendem Herzen und fliegendem Atem aufwachte, sondern dass man einfach aufwachte. Diese Tatsache gleicht sie nun damit aus, dass sie einige Sekunden regungslos die Stelle anstarrt, an der die Gestalt in ihrem Traum stand und dann ihre verspannten Muskeln löst. Sofort wird ihr Körper schwer wie Blei. Ein kurzer Blick auf die Funkuhr auf ihrem Nacht - oder eher Tag - tisch, verrät ihr, dass sie eigentlich noch schlafen sollte. Für jemanden wie sie ist die Mittagszeit kein guter Zeitpunkt um überhaupt die Augen zu öffnen. Umso ungünstiger, dass sie es beinahe jeden Tag tut, und das häufig nicht nur einmal. Zumindest fällt es Day nicht schwer ihre rasenden Gedanken zu beruhigen, weil sie schon beginnen an den rändern ihres Bewusstseins zu verschwimmen. Sobald sie wieder richtig wach ist wird das anders sein, aber jetzt hat sie keine großen Probleme damit wieder einzuschlafen.
Noch im Halbschlaf öffnet Day die Tür. Wenn es nicht wirklich wichtig ist, wird es mindestens einen Toten geben. Weil das aber der gesamte Angestelltenstab weiß, wird es wichtig sein. Trotzdem öffnet sie die Tür ein wenig zu energisch und schaut möglicherweise auch ein wenig zu angesäuert aus der Wäsche um als dienstbereite Sekretärin durchzugehen, aber es ist früh, sie hat schlecht geschlafen und sie riecht keinen Kaffee von jenseits der Tür.
Ein ekelhaftes Grinsen, das man gleich nach dem aufwachen nicht erträgt. Gavin steht für ihrer Tür. "Guten Morgen Miss oder soll ich etwa sagen gute Nacht? " er kichert in sich hinein. Dann wird seine Miene ernster doch sein Grinsen verschwindet nicht ganz. "Eure Hunde... " setzt er an.
Gerissener Mistkerl. Sie behält die Hand vorsichtshalber an der Klinke um ihm die Tür im Idealfall ins hässliche Gesicht zu schlagen. Natürlich kommt er mit einem der wenigen Themen an, die ihm sein Überleben sichern. Zumindest, bis er ausgesprochen hat.
"Wo ist Marlon?", fragt sie im Vorbeigehen. Die dreckige Schmeißfliege wird sterben. Langsam und qualvoll. Vielleicht nicht mehr heute Nacht, weil sie wesentlich besseres zu tun hat, aber irgendwann in naher Zukunft wird es soweit sein!
Ihr Gesicht geht völlig in einem leisen Lächeln auf. Den Kopf leicht geneigt geht sie auf ihn zu, barfuß, mit gleichmäßigen Schritten bei denen die Fußballen zuerst den Boden berühren. Die schimmernde Seide des Morgenmantels unterstreicht ihre fließenden Bewegungen, den sanften Schwung ihrer Hüften. Sie bleibt nah vor Gayvin stehen, verlagert das Gewicht. Den Blick lässt sie nicht von ihm und allein darin sieht man das Gift. "Gavin" Ihre leise Stimme ist beinahe ein Schnurren. "Sag mir ... was sind deine Aufgaben in diesem Haus?"
Er grinst "Die Post ich weiß, liebe Miss Day, jedoch habe ich den Auftrag bekommen jegliche Aufgaben heute erstmal nicht zu machen. Ich soll mich ertsmal um andere Dinge kümmern... Jedoch... dachte ich ist die Angelegenheit mit den Hunden soo wichtig, dass ich das Ihnen einfach noch mitteilen muss... verzeiht." raunt er leise und luckt kurz in ihren Ausschnitt.
Ein Finger unter Gavins Kinn lenkt seine Aufmerksamkeit wieder dahin wo sie hingehört. "Erstens: Wer außer dem Hausherrn und mir ist hier noch befugt dazu euch Anweisungen zu geben? Und Zweitens: Klär mich über diese unglaublich wichtigen Aufgaben auf."